Ganz ohne Verbot fürs Einfamilienhaus: Mehrfamilienhäuser boomen

Mit der Forderung nach einem Verbot von Einfamilienhäusern haben die Grünen kürzlich einmal mehr ihrem Ruf als Verbotspartei alle Ehre gemacht. Jetzt belegen aktuelle Zahlen, wie überflüssig der Vorstoß war: Mehrfamilienhäuser boomen, seit Jahren geht der Anteil der neu gebauten Einfamilienhäuser zurück. Der Markt regelt es über die Preisentwicklung bei Grundstücken selbst.

Mit der Forderung nach einem Verbot von Einfamilienhäusern haben die Grünen kürzlich einmal mehr ihrem Ruf als Verbotspartei alle Ehre gemacht. Jetzt belegen aktuelle Zahlen, wie überflüssig der Vorstoß war: Mehrfamilienhäuser boomen, seit Jahren geht der Anteil der neu gebauten Einfamilienhäuser zurück. Der Markt regelt es über die Preisentwicklung bei Grundstücken selbst.

Wiesbaden. Von Januar bis November 2020 haben in Deutschland 288.000 neue Wohnungen eine Baugenehmigung erhalten. Davon entfallen 59 Prozent auf Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus. Lediglich 38 Prozent der neuen Wohnungen wurden als Einfamilienhaus oder Zweifamilienhaus genehmigt. Die verbleibenden 3 Prozent entfielen auf Wohnungen in Wohnheimen. Das hat das Statistische Bundesamt gestern (25. Februar 2021) mitgeteilt.

Das Mehrfamilienhaus als Wohnform boomt also. Das belegt auch ein Blick auf die Zahlen der tatsächlich fertiggestellten Objekte. Im Jahr 2019 hatten Ein- und Zweifamilienhäuser einen Anteil von 40 Prozent an den insgesamt fertiggestellten Wohnungen. Die Zahl ist das Ergebnis einer langjährigen Verschiebung zugunsten von Mehrfamilienhäusern: Seit 2005 sinkt der Anteil von Einfamilienhäusern am gesamten Bauvolumen im Wohnungsbau.

Bau von Einfamilienhäusern seit Jahren rückläufig

Im Jahr 2015 überholten die Mehrfamilienhäuser: In ihnen entstanden damals zum ersten Mal seit 1997 wieder mehr Wohnungen als in Einfamilienhäusern und Zweifamilienhäusern. Der seit Jahren anhaltende Trend zum Mehrfamilienhaus hat auf den Wohnungsbestand insgesamt noch keine großen Auswirkungen gehabt: Mit 66,7 Prozent sind zwei Drittel aller Wohngebäude in Deutschland Einfamilienhäuser. Zweifamilienhäuser mitgerechnet sind es sogar 83 Prozent.

Dabei gibt es aber – logischerweise – einen großen Unterschied zwischen Stadt und Land. In den Großstädten sind Einfamilienhäuser seltener, weil weniger Platz ist und die Grundstückspreise deutlich höher ausfallen als auf dem Land. Das macht sich besonders in Nordrhein-Westfalen bemerkbar: Unter den 12 deutschen Städten mit dem geringsten Anteil an Einfamilienhäusern liegen 7 an Rhein und Ruhr. Doppelhäuser wurden dabei mitgezählt.

In Großstädten dominieren Mehrfamilienhäuser

So kommen Gelsenkirchen und Düsseldorf mit einem Anteil von 40,1 Prozent auf den zweiten Platz. Nur in Stuttgart gibt es mit 35,4 Prozent noch weniger Einfamilienhäuser. Den dritten Platz belegt Herne mit 41,4 Prozent. Mit Bochum (42,3 Prozent), Essen (42,7 Prozent) und Hagen (44,4 Prozent) folgen auf den Plätzen 6, 7 und 9 drei weitere Industriestädte aus dem Herzen von NRW. Auch Wuppertal schafft es mit einer Quote von 45,3 Prozent noch in die Liste.

„Dort, wo Flächen knapp sind, steigen die Grundstückspreise und Mehrfamilienhäuser rechnen sich besser als Einfamilienhäuser“, fasst Erik Uwe Amaya zusammen. Der Verbandsdirektor von Haus & Grund Rheinland Westfalen betont: „Da in den letzten Jahren immer mehr Menschen in den Großstädten leben wollten, entstanden dort viele Mehrfamilienhäuser. Das erklärt den Boom dieser Wohnform, den wir inzwischen als langjährigen Trend beobachten.“

Einfamilienhaus oder Mehrfamilienhaus: Der Markt regelt es gut

Und das Ausmaß der Entwicklung ist beträchtlich: Wurden im Jahr 1999 noch 178.000 Einfamilienhäuser in Deutschland errichtet, waren es 20 Jahre später im Jahr 2019 nicht mal mehr halb so viele. „Die Zahlen zeigen, wie unsinnig der Ruf einiger Grüner nach einem Verbot von Einfamilienhäusern ist“, meint Amaya. „Ganz offensichtlich regelt der Markt es selbst sehr gut. Die Preisentwicklung setzt einen ausreichenden Anreiz, mit Flächen sparsam umzugehen.“

Grüne Politiker hatten mit dem hohen Flächenverbrauch von Einfamilienhäusern argumentiert. Im Sinne des Naturschutzes wollen sie den Flächenverbrauch im Land senken. „Deswegen gleich wieder mit einem Verbot zu winken ist ein typisch grüner Reflex“, stellt Erik Uwe Amaya fest. „Die aktuellen Zahlen zeigen aber: Die Menschen sollten weiterhin frei darüber entscheiden können, wie sie wohnen möchten. Für Verbote gibt es überhaupt keinen Grund.“

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.

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