Mehr Baugenehmigungen – aber auch steigender Bauüberhang

Auf die Arbeit der Bauämter hatte das Coronavirus bislang offenbar keinen nachteiligen Einfluss: In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres stieg die Zahl der erteilten Baugenehmigungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich an. Dass all die genehmigten Wohnungen auch wirklich gebaut werden, ist aber nicht besonders wahrscheinlich. Auch der Bauüberhang liegt auf Rekordniveau.

Auf die Arbeit der Bauämter hatte das Coronavirus bislang offenbar keinen nachteiligen Einfluss: In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres stieg die Zahl der erteilten Baugenehmigungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich an. Dass all die genehmigten Wohnungen auch wirklich gebaut werden, ist aber nicht besonders wahrscheinlich. Auch der Bauüberhang liegt auf Rekordniveau.

Düsseldorf. In den ersten vier Monaten des Jahres haben in Deutschland 110.600 Wohnungen eine Baugenehmigung erhalten. Das waren 4,5 Prozent mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres, wie das Statistische Bundesamt jetzt mitgeteilt hat. Einen besonders kräftigen Zuwachs von 14,3 Prozent ermittelten die Statistiker bei Zweifamilienhäusern. Auch Wohnungen in Mehrfamilienhäusern waren mit einem Plus von 5,5 Prozent überdurchschnittlich gefragt.

Für Einfamilienhäuser erteilten die Behörden dagegen nur 1,3 Prozent mehr Baugenehmigungen als noch im Vorjahreszeitraum. Insgesamt gab es für 96.200 Wohnungen in neu zu errichtenden Wohngebäuden eine Baugenehmigung – 4,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl neuer Wohnungen in Nichtwohngebäuden legte mit +2,9 Prozent ein wenig verhaltener zu. Etwas stärker ist dagegen der Trend, in bestehenden Gebäuden neue Wohnungen zu errichten.

Das Plus lag in diesem Bereich bei 3,5 Prozent, was in absoluten Zahlen allerdings nur 421 Wohneinheiten entspricht – bundesweit, versteht sich. Wohneigentum ist der Statistik zufolge ebenfalls gefragter als noch im Jahr zuvor. Die Zahl von Baugenehmigungen für Eigentumswohnungen legte um 6 Prozent zu – 25.106 solcher Projekte wurden von den Bauämtern bewilligt.

Bauüberhang so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr

Der insgesamt positive Trend bei den Baugenehmigungen bedeutet indes nicht, dass in Zukunft auch wirklich mehr gebaut wird. Nicht jedes genehmigte Projekt wird auch – zumindest in absehbarer Zeit – wirklich umgesetzt. Der Bauüberhang – also die Zahl der genehmigten, aber noch nicht gebauten Wohnungen – steigt seit Jahren. Wie das Statistische Bundesamt erst Anfang des Monats (4. Juni 2020) mitgeteilt hatte, ist der Bauüberhang im Jahr 2019 auf den höchsten Stand seit gut 20 Jahren gestiegen.

Insgesamt zählte die amtliche Statistik im letzten Jahr 740.400 genehmigte Wohnungen, die noch nicht fertiggestellt waren. Wer einen höheren Wert sucht, muss bis ins Jahr 1998 zurückblicken: Damals waren es 771.400. Seit dem Jahr 2008 steigt der Bauüberhang stetig. Allerdings wächst die Zahl der fertiggestellten Wohnungen pro Jahr seit 2011 kontinuierlich. Im Jahr 2019 konnten 2 Prozent mehr Wohnungen fertiggestellt werden, als im Vorjahr. Mit der im letzten Jahr um 4 Prozent gestiegenen Zahl an Baugenehmigungen konnte man so aber nicht Schritt halten.

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.

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